Antrittsrede 2006 der Ortsverbandsvorsitzenden

Am 14.6.2006 wählte der Ortsverband einstimmig Frau Dr. Erika Riedmeier-Fischer zur Ortsverbandsvorsitzenden. Sie erklärt zu ihrer Motivation dieses Amt zu übernehmen:

“Ich bin der Partei Bündnis90/Die Grünen zu einem Zeitpunkt beigetreten, zu dem viele Mitglieder ihre Unzufriedenheit durch einen Parteiaustritt zum Ausdruck brachten. Manche Entscheidungen der Bundesregierung, der damals zu Ende gegangenen Koalition aus Grünen und SPD, hatten alte Mitglieder der Grünen aus der Basis enttäuscht. Ich habe damals beschlossen, den Versuch zu unternehmen an der politischen Gestaltung aktiv teilzunehmen. Eine Verweigerung der Teilnahme bis hin zum Fernbleiben von Wahlen verbessert meiner Ansicht nach die Verhältnisse sicher nicht. Dass es gerade die Partei der Grünen ist, der ich beigetreten bin ist nur konsequent, da ich seit ich wählen durfte immer grün gewählt habe. Mein Interesse für Naturschutz, Umweltschutz und Denkmalschutz wurde schon durch meinen Großvater und Vater geweckt. Beide haben sich in ihrem Bereich für diese Belange eingesetzt, manchmal auch vergeblich. Während meines Studiums in den Siebziger Jahren in Freiburg wurde ich mit der Antiatomkraftbewegung konfrontiert. Seit 27 Jahren bin ich mit meinem Mann Mitglied im Bund Naturschutz. Meine berufliche Tätigkeit als Archäologin hat mich immer wieder mit teilweisesinnloser Umwelt, Landschafts- und Denkmalzerstörung konfrontiert. Somit ist für mich ein Engagement bei der Partei Bündnis 90/ Die Grünen folgerichtig. Über 13 Jahre, seit ich in Weilerswist wohne, hatte ich mit Interesse die lokalpolitischen Vorgänge beobachtet und zunehmend stellte sich Unzufriedenheit ein.

Besonders betroffen war ich als die Erftauen durch eine neue Wohnsiedlung bebaut wurden. Nicht nur weil ich in unmittelbarer Nachbarschaft wohne, sondern aus Gründen des Umweltschutzes und der Hochwassergefahr betrachte ich dies als falsche Entscheidung. Ebenso entsetzt verfolgte ich die Planung der sog. Ortsumgehung L163. In der Form, in der sie verwirklicht wird stellt sie sicher eine Entlastung für die Kölner und die Bonner Straße dar. Allerdings wird das Problem nur an eine andere Stelle verlagert, da das Gebiet, durch das die neue Straße führt Wohngebiete durchschneidet. Zudem verlieren der Sportplatz und die Spazierwege in der Nähe durch die zu erwartende Lärmbelästigung an Erholungswert. Mit wenig Begeisterung sehe ich auch der Entstehung des neuen Baugebietes Weilerswist-Süd entgegen. Bei einem relativ hohen Leerstand an Wohnraum im Gemeindegebiet und einer insgesamt abnehmenden Bevölkerung entspricht diese Planung nicht mehr dem tatsächlichen Bedarf. Auch über die kontroverse Diskussion über die Erschließung einer Fläche für Windkraftanlagen kann ich mich nur wundern. Meine jüngere Tochter war am Tag der Katastrophe von Tschernobyl genau einen Monat alt. Wenn ich nicht schon vorher der Meinung gewesen wäre, dass der Bau von Kernkraftwerken unsere Energieprobleme nicht lösen kann, so hätte ich mich auf jeden Fall von diesem Tag an für die Anwendung jeder Form von alternativer Energie eingesetzt. Heute zeigen auch die stetig steigenden Ölpreise, dass der Sektor der erneuerbaren Energien gefördert werden muss. Dass dies natürlich eine sorgfältige Planung und die Rücksichtnahme auf die Bevölkerung mit einschließt versteht sich von selbst.Seit ich mich nun engagiere sind neue Probleme in der Weilerswister Lokalpolitik auf den Plan getreten, wie etwa der Neubau eines Einkaufszentrums im Industriegebiet. Auch dieseEntwicklung betrachte ich mit Skepsis, da eine Verlagerung der Geschäfte zu einer weiteren Verödung des Kernortes führen wird.”

Verwandte Artikel