Waldverkauf

KStA 20.02.2015

Bei Waldverkauf blieb Gemeinde außen vor

GRUNDSTÜCKE RWE Power veräußerte 104 Hektar im Naturpark Rheinland an eine Privatperson

VON BERND ZIMMERMANN

Kreis Euskirchen/Weilerswist.Eine Transaktion von RWE Power hat der Gemeinde Weilerswist und der Nachbarstadt Brühl eine prominente Grundstücksbesitzerin eingebracht. Doch richtige Freude will darüber beim Weilerswister Bürgermeister Peter Schlösser (SPD) nicht aufkommen.

Denn er fühlt sich bei dem Verkauf von mehr als 100 Hektar Wald im Naturpark Rheinland (Kottenforst-Ville) an die Frau eines prominenten Sportlers von dem Energiekonzern übergangen. “Wir als Kommune hätten uns einfach gefreut, wenn RWE Power uns die Chance zum Grundstückstausch und zum Grunderwerb gegeben hätte”, so Bürgermeister Schlösser.

Das Gemeindeoberhaupt räumt aber ein, dass die Kommune in diesem Fall kein Vorkaufsrecht habe, da es sich bei dem Waldstück um ein nicht überplantes Gebiet handele. Auch der Kreis habe deshalb kein Vorkaufsrecht. Naturschutz könne aber ja auch von Privatpersonen betrieben werden. “Die alten Bäume abholzen und eine Weihnachtsbaumplantage anlegen kann man da aber aus rechtlichen Gründen nicht”, so Schlösser. Das sei aber wohl auch nicht vorgesehen, so Schlösser weiter.

Er machte darauf aufmerksam, dass es vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Finanzsituation den Trend gebe, Geld in Waldflächen oder in Grundstücke anzulegen, weil der Wert von Wald- oder Grundstücksflächen halt steige – ganz gleich, ob sie bewirtschaftet würden oder naturschutzrechtlichen Beschränkungen unterlägen. “Grundstücke oder Waldflächen lassen sich eben nicht vermehren und haben einen steigenden Wert”, so Schlösser.

Hans-Josef Engels, Weilerswister CDU-Kreistagsmitglied und seit 25 Jahren Vertreter des Kreises Euskirchen im Braunkohleausschuss der Bezirksregierung, ist “enttäuscht darüber, dass RWE Power nicht an die Gemeinde oder den Kreis gedacht hat”.

Engels hatte erst kürzlich von dem Grundstücksgeschäft erfahren. Der Weilerswister Christdemokrat ist ziemlich sauer: “Durch den Braunkohleabbau sind hier vor einiger Zeit viele Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Landschaft und die Bevölkerung haben aber auch die Lasten dieses Braunkohleabbaus getragen. Deshalb hätte man die Kommunen fragen können, ob sie die Flächen bevorzugt erwerben wollen.” Das sei aber bei nicht überplanten Flächen nicht vorgeschrieben und wohl deshalb auch nicht geschehen. Kritik am Verhalten der Käuferin wollen weder Schlösser noch Engels äußern. Die tue nur das, was Menschen mit ihrem Vermögen derzeit sinnvollerweise machten: “Sie legen ihr Geld in Grundstücken an, weil das noch Rendite bringt”, so Schlösser.

Das Gemeindeoberhaupt rechnet vor, dass sich der Wert von land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt habe. Heute müsse man für einen Quadratmeter Waldfläche im Naturpark Rheinland einen Preis von knapp unter einem Euro zahlen. Hinzu komme ein Aufschlag für den Bewuchs, der bei altem Eichenbestand wie nördlich des Swister Türmchens mit weiteren 50 Cent zu Buche schlage. “Wenn da aber vom Borkenkäfer befallene Kiefern stehen, dann kostet das nur 10 oder 20 Cent Aufschlag”, so Schlösser.

Wie viel RWE Power für die laut Schlösser 104 Hektar Wald – das sind 231 Fußballfelder à 45 mal 90 Meter Größe – erhalten hat, darüber schweige sich das Unternehmen aus datenschutzrechtlichen Gründen ebenso aus wie über die Identität der Käuferin. “Über Grundstücksgeschäfte mit Privatpersonen geben wir aus Datenschutzgründen keinerlei Auskunft”, so eine RWE-Power-Sprecherin. Nur wenn ein Käufer oder eine Käuferin daran interessiert sei, werde der Energiekonzern eine solche Transaktion auch öffentlich machen.

Auch Schlösser hat keine Kenntnis über den tatsächlichen Wert der nun von RWE Power veräußerten Grundstücke. Es handele sich aber um so genanntes FFH-Gebiet, in dem Flora und Fauna unter besonderem Schutz stünden. “Da kann man nur eingeschränkt wirtschaften”, weiß der Bürgermeister. Ihm ist auch bekannt, dass ein Großteil der Fläche von 120 Jahre alten Eichen bewachsen ist, die noch von seinen Vorfahren angepflanzt worden seien.

Schlösser begründet auch, warum die Gemeinde das Waldstück gerne erworben hätte. Sie hätte es gut brauchen können, um es als Ausgleichsflächen für die Entwicklung von geplanten Neubauflächen einzusetzen. Der stete Zuzug junger Familien nach Weilerswist-Süd hat nach Angaben des Bürgermeisters dazu geführt, dass das Baugebiet komplett verkauft und in wenigen Jahren vollständig bewohnt sei. Da die Gemeinde aber nur durch Wachstum und eine Steigerung der Einwohnerzahlen finanziell wieder gesunden könne, sei sie auf weitere Baugebiete dringend angewiesen, so Schlösser.

 

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